Der Lebensraum der Igel
Igel sind sehr anpassungsfähige Tiere. Damit sie sich heimisch fühlen, müssen zwei Bedingungen erfüllt sein: Es braucht Nahrung in Form von Insekten und anderen Kleintieren und es braucht geschützte Plätze für den Nestbau.
Solche Bedingungen fanden sie früher in lichten Wäldern und im Busch- und Grasland. Ebenfalls gute Bedingungen fanden die Igel in der traditionellen Landwirtschaft.
Bis in die Mitte des letzten Jahrhunderts war die Schweiz mit Ausnahme der Berge und der Nutzwälder durchgehend von Igeln besiedelt. Die Situation änderte sich mit dem Aufkommen der Monokulturen. Mithilfe von Pestiziden konnten nun riesige Felder mit maximaler Artenarmut angelegt werden. Neben den Schädlingen wurden aber auch alle anderen Wildtiere wie der Igel vertrieben. Seither wird der Igel fast nur noch in den menschlichen Siedlungsgebieten beobachtet.
Leider ist es auch hier eine Monokultur, die den Igel wohl endgültig zum Verschwinden bringt: Der gepflegte Normrasen. Rasenflächen bieten dem Igel weder Nahrung noch Schutz, deshalb werden sie von Igeln auch zügig überquert.
Wer Igel wirklich mag, hat Rasenflächen nur dort, wo sie wirklich gebraucht werden, also auf dem Gartensitzplatz, dem Kinderspielplatz und für sportliche Aktivitäten.
Sechs einfache Massnahmen für einen igelfreundlichen Garten
Wiese statt Rasen
Das Herzstück eines igelfreundlichen Gartens ist die Wiese. Hier fi ndet der Igel seine Nahrung: Käfer,
Spinnen, Larven, Raupen, Schnecken und Würmer. Wiesen sind viel pflegeleichter als Rasen.
Hecken und Sträucher
Igel brauchen ungestörte Plätze unter buschigen Sträuchern und Hecken. Dort verbringen sie die Tagesruhe und bauen das Säuglings- und Winternest.
Nur einheimische Pflanzen verwenden
Die einheimische Pflanzen- und Tierwelt hat über Jahrmillionen Lebensgemeinschaften gebildet. Jedes Tier und jede Pflanze hat eine Funktion und ist nützlich.
Gartenabfälle verwerten
In der Natur gibt es keinen Abfall. Schön geschichtete Haufen aus Strauchschnitt, Laub und Totholz bieten den Igeln Nahrung und Unterschlupf.
Durchlässige Zäune und Gartenmauern
Igel legen auf der Futter- und Partnersuche weite Strecken zurück. Durchschlüpfe erleichtern die Wanderungen und verringern Strassenquerungen.
Wasserstellen einrichten
Für Igel ist es nicht einfach, Wasser zu finden. Mit einem Naturteich unterstützen Sie die Artenvielfalt. Während Dürreperioden helfen Wasserschalen.
Der heutige Lebensraum
Langweilige und sterile Gärten
Obwohl der Siedlungsraum unseren einheimischen Wildtieren – und dem Menschen – einen naturnahen und abwechslungsreichen Lebensraum bieten könnte, präsentiert er sich allzu oft umwelt- und lebensfeindlich. Exotische Sträucher entziehen unserer angestammten Fauna die Lebensgrundlage – Schmetterlinge, Käfer & Co. haben keine Nahrungsbasis mehr. In langer gemeinsamer Entwicklung haben sich nämlich Tiere und Pflanzen aneinander angepasst und sind voneinander abhängig geworden.
Beispielsweise lebt von den Früchten der exotischen Thuja nur gerade eine einzige Vogelart, wohingegen die einheimische Vogelbeere Nahrung für rund 60 Vogelarten
bietet. Ökologisch wertlos sind auch die weit verbreiteten Zierrasen. Sie bestehen aus einer einzigen Grasart und bieten höchstens einigen wenige Bodenlebewesen einen Lebensraum.
Eine Studie des Bundesamtes für Umwelt hat die Pflege unserer Ziergärten in Zahlen gefasst: Auf den 20’000 Hektaren Zierrasen (ohne Spiel und Sportanlagen) in der
Schweiz werden jählich 100 Tonnen Unkrautvertilgungsmittel, über 10’000 Tonnen Kunstdünger eingesetzt. Und die ganze Pflege ist begleitet von 5 Millionen Stunden
Rasenmähergeknatter!
Die Möglichkeiten, welche öffentliche Gärten, Schulhaus- und Parkanlagen für eine natürliche Begrünung bieten, werden – falls überhaupt – nur sehr begrenzt genutzt.
Fantasielosigkeit und ein übertriebener Ordnungssinn entziehen auch hier der
einheimischen Natur den Lebensraum, während sich nur noch exotische
Bodenbedecker und standortfremde Sträucher breit machen.